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Wed, 1 Jun 2005 06:28:32 +0200
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Ein ,,Kuhhandel" als Dankeschön
June 1, 2005

Google translation: http://snipurl.com/fa5p

von Doro Grebe

Der Juni wird für Daniel wie Weihnachten sein. Denn Daniel Ndjombo aus dem
Dorf Otumborombonga bekommt Mitte Juni ein Geschenk: ein lebendiges Rind.
Schön für diesen Bauern, mag man denken, aber doch nichts Besonderes. Weit
gefehlt. 
 Unsere Geschichte beginnt eher traurig: mit einem Diebstahl. Daniel, der
75-jährige Bauer, hatte einst von seinem Großvater ein besonderes Feuerzeug
geerbt: ein Schlagfeuerzeug, ein kleines Messingdöschen mit einem metallenen
Schlagring an der Verschlusskappe. Schlägt man mit diesem Ring auf den
Deckel, lassen sich Funken entfachen. In dem Döschen selber befindet sich
ein kleiner trockener Baumschwamm, der durch die Funken entfacht werden
kann. Deutsche Siedler hatten diese Stücke Ende des 19. Jahrhunderts ins
damalige Südwestafrika gebracht und zu einem beliebten Handelsgut gemacht.
Und so kam auch Daniels Großvater eines Tages an das begehrte Stück - im
Tausch gegen einen Ochsen. Zwar wurden die Schlagfeuerzeuge über
Generationen weiter vererbt, trotzdem gibt es heute nur noch wenige
Exemplare. 
 Für die Ausstellung ,,Namibia - Deutschland: eine geteilte Geschichte", die
in mehreren deutschen Städten zu sehen war und ist, stellte Bauer Daniel dem
völkerkundlichen Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum zur Freude von Direktor
Klaus Schneider das seltene Exponat als Leihgabe zur Verfügung. 
 Doch die Freude war nur von kurzer Dauer: das gute Stück wurde aus einer
der Vitrinen gestohlen. Zwar starteten die Organisatoren der Ausstellung
einen Hilferuf an Namibia-Freunde, doch niemand konnte das gestohlene oder
aber ein ähnliches Stück auftreiben. 
 Daniel Ndjombo wusste von alledem nichts - Telefon oder gar Internet gibt
es in Otumborombonga nicht. Umso größer muss wohl seine Überraschung gewesen
sein, als der Museumsdirektor Schneider vor einigen Wochen in Otumborombonga
erschien, um die traurige Nachricht zu überbringen und dem Bauern wenigstens
persönlich einen finanziellen Ausgleich zu überbringen. Ein Dolmetscher
erklärte ihm, was geschehen war. Daniel machte kehrt und verschwand in
seiner Hütte - wortlos. 
 Doch er kam zurück. In seiner Hand hatte er ein Feuerzeug, genauer, ein
Schlagfeuerzeug ähnlicher Art wie das gestohlene Exponat. Auch dieses hatte
sein Großvater gegen ein Rind eingetauscht. Freizügig überreichte er es
Schneider. Es stamme ja schließlich von einem Deutschen, also solle es auch
wieder zurück nach Deutschland, erklärte er selbstlos und gab damit dem
Titel der Ausstellung - eine geteilte Geschichte - eine ganz neue Dynamik,
teilte er doch seinen Besitz und dessen Geschichte bereitwillig mit der
deutschen Seite. In den Sand malte der 75-Jährige vor dem Museumsdirektor
einen Kreis, dieser, so erklärte er, werde nun wieder geschlossen. 
 Für Schneider ein Freudentag: Es sei ein großes Glück, ein solch seltenes
und ,,wichtiges Objekt namibisch-deutscher Geschichte als festen Bestandteil
der Sammlung zu besitzen", zitiert der Kölner Stadtanzeiger den Direktor. 
 Die Geschichte könnte hier zu Ende sein: das Museum hatte sein Exponat,
Bauer Daniel vermisste es nicht und ging weiter seinem Tagwerk nach. Doch
dann kam der passionierte Namibia-Fan und Hobby-Reiseführer Baldur Drobnica
aus Köln ins Spiel. Der pensionierte Beamte hatte im Kölner Stadtanzeiger
den Artikel über das wiedergekehrte Exponat gelesen und war gerührt von
Daniels Verhalten. ,,Ich wollte diesen Kuhhandel aus dem Jahr 1905
rückgängig machen", sagte er jetzt zur AZ. 
 Daniel Ndjombo sollte das bekommen, was ihm zustand: Ein Rind, den
einstigen Gegenwert des Schlagfeuerzeuges. Auch Museumsdirektor Dr. Klaus
Schneider war von dieser Idee restlos begeistert. Er gab den Auftrag, das
Tier zu kaufen. Baldur Drobnica kommt in wenigen Tagen - mal wieder - nach
Namibia, wo er nicht zuletzt durch sein Hobby, den Amateurfunk, viele
Freunde hat. Am 16. Juni wird er dann auf der Farm Hassenpflug in der Nähe
von Otumborombonga und Okakarara Daniel überraschen und das Rind
überreichen. Rund 100 Jahre, nachdem Daniels Großvater, bei einem Kuhhandel
möglicherweise ganz schön übers Ohr gehauen wurde, stellt jetzt also ein
wahrer Kuhhandel die Gerechtigkeit wieder her.  

http://www.az.com.na/

Google translation: http://snipurl.com/fa5p


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